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Ende April hat BAVC-Präsident Eggert Voscherau in einem Gastbeitrag für die Financial Times Deutschland vehement Stellung bezogen gegen eine gesetzliche Quote für Frauen in Führungspositionen.

Ende April hat BAVC-Präsident Eggert Voscherau in einem Gastbeitrag für die Financial Times Deutschland vehement Stellung bezogen gegen eine gesetzliche Quote für Frauen in Führungspositionen.
 
Hier der Kommentar im Wortlaut:
 
Starre, gesetzlich festgesetzte Quoten – egal wofür – sind eine Bankrotterklärung der Politik. Eine starre Quote ist der Versuch, Wirtschaft und Gesellschaft von oben herab einzuhämmern, was kontinuierlich von unten wachsen muss. Jüngstes Beispiel ist die laufende Debatte um eine Quote für Frauen in Führungspositionen der Wirtschaft, etwa in Vorständen und Aufsichtsräten. Im Zusammenspiel von Medien und Politik wird der Quoten-Formalismus seit Jahresbeginn auf nationaler wie europäischer Ebene mit Inbrunst vorangetrieben, hübsch verpackt mit dem Label Gerechtigkeit und Chancengleichheit für Frauen. Gegen dieses Ziel wird und kann niemand ernsthaft Einspruch erheben. Gegen das Mittel zum Zweck, die Quote, ist Einspruch allerdings zwingend geboten. Denn die Befürworter einer Quote verkennen die Realität vor Ort in den Unternehmen. Und sie nehmen in Kauf, dass die Aufstiegschancen von Frauen in der Wirtschaft langfristig Schaden nehmen, wenn auf die Quote als Heilsbringer gesetzt wird.
 
Quote nicht praxistauglich
 
Die Chemie-Industrie lehnt die gesetzliche Quote nicht aus ideologischen Gründen ab, sondern weil jede Quote an der Praxis scheitern muss: In der Praxis rekrutieren die Unternehmen ihr Führungspersonal aus ihrem Mitarbeiterstamm oder dem anderer Unternehmen der Branche. Dabei durchlaufen potentielle Top-Führungskräfte einen langjährigen Entwicklungs- und Reifeprozess. In der Praxis ist ein Großteil der Führungsaufgaben in der Chemie-Industrie mit naturwissenschaftlich-technischen Kompetenzen zu erfüllen. Leider ist es aber in der Praxis auch so, dass das Interesse von jungen Frauen an den so genannten MINT-Berufen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) noch immer zu schwach ausgeprägt ist. Der Frauenanteil an den Studenten dieser Fächer liegt bei etwa einem Drittel, in den Ingenieurwissenschaften sogar nur bei einem Viertel. Eine gesetzliche Quote liefert noch keine neuen High-Potentials. Die Wirtschaft hat in den vergangenen Jahren viel investiert, um das Interesse junger Frauen für MINT-Berufe zu wecken. Die Politik könnte sich ein Beispiel daran nehmen. Aber ein Kulturwandel – und über nichts anderes reden wir – braucht Zeit. Er kann nicht verordnet werden. Eine Quote für Frauen in Führungspositionen verschafft den Unternehmen keine einzige zusätzliche Kandidatin, die Führungsaufgaben übernehmen kann. Dem Ziel, mehr Frauen in die Führungsebene eines Unternehmens zu bringen, käme die Politik mit einer Frauenquote für naturwissenschaftliche Leistungskurse an Gymnasien und MINT-Studiengänge an Universitäten und Fachhochschulen jedenfalls deutlich näher als mit einer starren Vorgabe für Vorstände und Aufsichtsräte.
 
Umfassende Vorbereitung entscheidend
 
Von der Politik wird durchweg übersehen, dass die Führungsverantwortung in den Chefetagen der Wirtschaft eine besondere Belastung darstellt, die wenig Kompromisse zulässt. Das gilt insbesondere für global agierende Unternehmen. Was die Balance zwischen Berufs- und Privatleben betrifft, hat der einzelne Top-Manager kaum Gestaltungsmöglichkeiten. Darauf sowie auf die immensen Anforderungen in der obersten Wirtschaftsliga müssen alle Führungskräfte umfassend vorbereitet werden – das gilt für Frauen wie für Männer. Diese Vorbereitung ist keine Frage von Monaten, sondern von Jahren und Jahrzehnten. Eine Quote nutzt hier gar nichts; vielmehr ist mit der Quote individuelles Scheitern programmiert, wenn die nötige Vorbereitung fehlt.
 
Verbesserung in der Breite …
 
Für die Unternehmen ist es inzwischen eine Selbstverständlichkeit, verstärkt auf Frauen zu setzen. Ein smartes Unternehmen fördert Frauen aus eigenem Antrieb, denn weibliche Führungsqualitäten sind von großer Bedeutung für den unternehmerischen Erfolg. Eine staatlich verordnete Quote würde aber jede weibliche Führungskraft – ganz gleich auf welcher Ebene – dem General-verdacht aussetzen, „nur wegen der Quote“ auf ihrem Posten zu sein. Die Leistung als einzig maßgeblicher Faktor würde in der Wahrnehmung der Mitarbeiter von der Quote beiseite gedrängt. Nicht zuletzt deshalb schadet eine Quote der Akzeptanz von Frauen in Führungspositionen insgesamt. Die positive Entwicklung der vergangenen Jahre würde massiv in Frage gestellt. Viel effizienter als jede von oben gesetzte Quote ist es, früh in der Karriere eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu gewährleisten. Früh deshalb, weil diese Vereinbarkeit für Vorstände und Aufsichtsräte allenfalls nur noch sehr begrenzt notwendig ist, weil deren Kinder in der Regel ihre Ausbildung bereits abgeschlossen haben. Auch bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie hat die Wirtschaft mit flexiblen Arbeitszeiten und umfassenden Betreuungsangeboten bereits Beachtliches geleistet, gerade auch in der Chemie-Industrie. Die Unternehmen können aber die Politik nicht ersetzen. Diese versäumt es nach wie vor, ein ausreichendes Angebot an Krippen und Ganztagsschulen zu organisieren. Wer dann aber lautstark die Quote für die Wirtschaft fordert, macht sich erst recht unglaubwürdig.
 
… statt Aktionismus an der Spitze
 
Die Basis für eine breitere Beteiligung von Frauen am Erwerbsleben muss insgesamt verbessert werden. So lange diese gesamtgesellschaftliche Aufgabe nicht erfüllt ist, bleibt die Diskussion um die Quote an der Spitze eine Phantomdebatte, die lediglich ablenkt von eigenen Versäumnissen der Politik. Die Unternehmen haben erkannt, dass eine stärkere Einbindung von Frauen in die Führung eines Unternehmens ein positiver Wettbewerbsfaktor sein kann. Die Politik sollte erkennen, dass starre Quoten ohne substanzielle Basis kontraproduktiv sind für das gemeinsame Ziel: Mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen.

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