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Der Optimismus in der chemisch-pharmazeutischen Industrie befindet sich auf dem Rückzug. Trotz der aktuell vielfach noch guten Lage blicken die Unternehmen sowohl in Deutschland wie auch international mit immer größerer Skepsis auf die Geschäftsentwicklung der kommenden Monate.

Der Optimismus in der chemisch-pharmazeutischen Industrie befindet sich auf dem Rückzug. Trotz der aktuell vielfach noch guten Lage und einer stabilen Geschäftsentwicklung im ersten Halbjahr 2018 blicken die Unternehmen sowohl in Deutschland wie auch international mit immer größerer Skepsis auf die Geschäftsentwicklung der kommenden Monate.

Geschäftserwartungen deutlich abgekühlt

Der wichtigste Indikator für die zukünftige Entwicklung der deutschen Industrie ist der ifo-Konjunkturindex. Beim Blick auf die Geschäftserwartungen der Branche Chemie und Pharma kennt dieses Frühwarnsystem seit Jahresbeginn 2018 vor allem eine Richtung: bergab. Die Geschäftserwartungen der Unternehmen sind im gesamten laufenden Jahr deutlich schlechter als ihre Einschätzung der aktuellen Lage. Dieses Bild ist ein typisches Muster für eine sich abkühlende wirtschaftliche Entwicklung. Sobald die Einschätzung der zukünftigen Geschäftsentwicklung negative Werte erreicht - und die chemisch-pharmazeutische Industrie ist mit Werten von konstant unter 10 seit April nicht mehr weit davon entfernt - sieht das ifo-Institut darin dann sogar einen Übergang vom Boom in den Abschwung.

Sonderkonjunktur geht zu Ende

Die Branche Chemie und Pharma steht dabei mit dieser Entwicklung der Geschäftsaussichten keineswegs alleine dar. Der Rückgang zeigt sich ebenso bei den Werten für das Verarbeitende Gewerbe - also für die deutsche Industrie insgesamt. Hier ist die aktuellste Einschätzung mit rund +5 sogar noch etwas zurückhaltender als in der Chemie. Angesichts der Bedeutung, die viele Zweige der deutschen Industrie als Abnehmer für Produkte der Chemie-Industrie haben, ist auch dies ein Signal für einen eher verhaltenen Verlauf der wirtschaftlichen Entwicklung und das endgültige Auslaufen der Sonderkonjunktur des Jahres 2017 in der chemischen Industrie.

Nicht nur die Erwartungen gehen dabei zurück. Die aktuelle wirtschaftliche Lage wird in der chemisch-pharmazeutischen Industrie im August ebenfalls deutlich zurückhaltender beurteilt als noch zu Anfang des Jahres. Nach Werten von jeweils +45 im Januar und Februar erreicht der Indikator derzeit nur noch +33 und damit den niedrigsten Stand seit Frühjahr 2017.

Industrieländer skeptisch

Auch der Geschäftsklimaindex der OECD, dem weltweiten Zusammenschluss der Industrieländer, zeigt nach unten. Für Deutschland, wie auch für die 19 Länder der Eurozone und alle 35 OECD-Länder insgesamt verzeichnet der Indikator seit Jahresbeginn 2018 eine rückläufige Entwicklung. Die Industrie-Unternehmen interpretieren die Signale für die Weltwirtschaft trotz der vielfach noch robusten Daten des bisherigen Jahresverlaufs aktuell eher in Richtung Stillstand.

Vielfältige Risiken sorgen für Unsicherheit

Die Ursachen für die deutlich rückläufigen Aussichten sind dabei vielfältig — ein ganzer Cocktail weltpolitischer Entwicklungen sorgt für weiter steigende Unsicherheit in den Planungen der Unternehmen:

An erster Stelle steht dabei die Frage der weiteren Entwicklung des Welthandels. Der Konflikt zwischen Europa und den USA ist auf Eis gelegt, aber keineswegs gelöst; ein Waffenstillstand im Handelskrieg ist noch kein Friedensvertrag. Eine Lösung der Konflikte zwischen den USA und China und einer Reihe anderer Weltregionen ist noch weit weniger in Sicht. Für die chemisch-pharmazeutischen Betriebe in Deutschland, die mit wachsender Tendenz zuletzt rund 62 Prozent ihres Umsatzes mit Kunden im Ausland machten, ist diese Entwicklung extrem beunruhigend.

Auch die Regelungen rund um den Brexit sind weiter völlig unklar. Fest steht nur, dass das Vereinigte Königreich im Frühjahr 2019 aus der EU austritt. Ob Italien unter der neuen populistischen Regierung einen ähnlichen Kurs einschlägt, kann nicht ausgeschlossen werden. Die Krise der türkischen Währung und Wirtschaft ist jüngst erst hinzugekommen.

Daneben haben die Sanktionen der USA gegenüber Iran und auch Russland in 2018 für steigende Ölpreise gesorgt und einen wichtigen Rohstoff der Branche verteuert – im zweiten Quartal lagen sie durchschnittlich fast 50 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Die Entwicklung der Wechselkurse auf den internationalen Finanzmärkten lässt zudem die Erträge vieler Unternehmen aus ihren Auslandsgeschäften weiter schrumpfen. Gewinnwarnungen und vorsichtigere Ausblicke sind die Konsequenzen.

Aber auch die deutsche Politik wirft einen langen Schatten und neue Fragezeichen auf die weitere wirtschaftliche Entwicklung der chemisch-pharmazeutischen Industrie: Die Über-Regulierung des Arbeitsmarktes durch die große Koalition wird fortgesetzt. Die Arbeitskosten werden durch Wahlgeschenke und den Ausbau der sozialen Sicherung bei Rente und Pflege in die Höhe getrieben und zusätzliche Beitragsanteile in der Krankenversicherung auf die Unternehmen verlagert. Die zukünftige Energiepolitik rund um einen möglichen Kohleausstieg und dessen Auswirkungen zum Beispiel auf die Strompreise ist ungeklärt.

 

 

Fakten zur Chemie-Tarifrunde

  • Tarifbeschäftigte verdienen in der chemisch-pharmazeutischen Industrie im Schnitt gut 59.000 Euro (in Vollzeit).
  • Die Tarifverdienste sind von 2010 bis Mitte 2018 um 22,2 Prozent gestiegen — nach Abzug der Inflation bleibt ein Plus von 10,4 Prozent.
  • Die Zahl der Beschäftigten der chemisch-pharmazeutischen Industrie ist seit 2010 um mehr als 10 Prozent gestiegen.
  • Der Umsatz der Branche stieg von 2010 bis 2017 um 14,3 Prozent — nach Abzug der Preisentwicklung (Erzeugerpreise) bleibt ein Plus von real 9,9 Prozent.

Fragwürdige Pharma-Meldungen verzerren amtliche Statistik

Die amtliche Produktionsstatistik weist für die chemisch-pharmazeutische Industrie in den ersten Monaten 2018 zum Teil zweistellige Steigerungsraten aus. Diese Daten sind offensichtlich durch fragwürdige Meldungen aus der pharmazeutischen Industrie verzerrt. Aus einzelnen Bundesländern wurden hier Zuwächse von über 140 Prozent gemeldet - ohne dass erklärt werden könnte, wo denn die neuen Produktionsanlagen stehen, die für eine solche Entwicklung notwendig wären. Die statistischen Ämter prüfen die Daten derzeit und wir gehen davon aus, dass diese schrittweise berichtigt werden. Korrigiert um diese Effekte ist die Produktion der Branche im ersten Halbjahr optimistisch betrachtet gegenüber dem entsprechenden Zeitraum des Vorjahres wohl nur um etwa fünf Prozent gewachsen - und lag damit nur knapp über dem bereits im zweiten Halbjahr 2017 erreichten Wert. Das Umsatzvolumen der chemisch-pharmazeutischen Industrie (fachliche Betriebsteile, arbeitstäglich- und saisonbereinigt) lag im ersten Halbjahr 2018 sogar um 0,5 Prozent niedriger als im zweiten Halbjahr 2017.

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