Chemie-Arbeitskosten: 89.000 Euro für eine Vollzeitstelle
Die Arbeitskosten steigen weiter an: Ein Unternehmen der deutschen chemisch-pharmazeutischen Industrie musste im Jahr 2018 je vollzeitbeschäftigten Arbeitnehmer Arbeitskosten von insgesamt gut 89.000 Euro schultern. Das sind 2,1 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Dies geht aus aktuellen Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW Köln) für den Bundesarbeitgeberverband Chemie (BAVC) hervor.
Chemie-Arbeitsstunde kostet mehr als 55 Euro
Je geleisteter Beschäftigtenstunde betrugen die Arbeitskosten der chemisch-pharmazeutischen Industrie im Jahr 2018 in Deutschland 55,18 Euro. Damit fiel der Kostenanstieg je Stunde mit 2,8 Prozent noch höher aus als bei der Betrachtung auf Jahresbasis. Die stärkere Steigerung auf Stundenbasis ist vor allem auf die auch in 2018 erneut rückläufige Zahl der geleisteten Arbeitsstunden je Beschäftigten zurückzuführen.
Im internationalen Vergleich hat Deutschland gegenüber anderen wichtigen Standorten damit weiterhin einen Wettbewerbsnachteil bei den Arbeitskosten. Nur in Dänemark und Belgien liegen die Arbeitskosten noch höher als hierzulande (siehe BAVC-Impuls 7/2019).
Arbeitskosten im Detail
Die Ergebnisse im Einzelnen: Die deutschen Chemie-Arbeitskosten in Höhe von 89.067 Euro für einen Vollzeitbeschäftigten setzen sich aus mehreren Komponenten zusammen.
Der Bruttojahresverdienst eines Mitarbeiters (69.006 Euro) besteht vor allem aus dem Entgelt für tatsächlich geleistete Arbeit (46.446 Euro), der Vergütung für arbeitsfreie Tage wie Urlaub, Feiertage und Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall (11.261 Euro) sowie den fest vereinbarten Sonderzahlungen wie Weihnachts- oder Urlaubsgeld (5.785 Euro). Hinzu kommen leistungs- und erfolgsabhängige Zusatzzahlungen (durchschnittlich 5.514 Euro).
Für die Unternehmen ist jedoch nicht allein der zu zahlende Bruttojahresverdienst entscheidend, sondern die gesamten durch die Beschäftigung verursachten Kosten. Hier kommen zunächst die Sozialversicherungsbeiträge des Arbeitgebers (10.462 Euro) hinzu. Diese sind 2018 im Vergleich zum Vorjahr um 1,8 Prozent gestiegen. Weiterhin gilt es, die durchschnittlichen Aufwendungen für die betriebliche Altersversorgung (5.079 Euro) zu berücksichtigen sowie die sonstigen Personalzusatzkosten (4.520 Euro). Diese enthalten zum Beispiel Aufwendungen für Aus- und Weiterbildung, Abfindungen oder auch Kantinenzuschüsse.
Personalzusatzkosten bei über 70 Prozent
Die Personalzusatzkosten (Vergütung arbeitsfreier Tage, Sonderzahlungen, Sozialversicherungsbeiträge, Altersversorgung und sonstige Kosten) summieren sich somit auf 37.107 Euro. Bezogen auf die Summe aus Direktentgelt für geleistete Arbeit sowie leistungs- und erfolgsabhängigen Zusatzzahlungen lagen sie 2018 in der deutschen Chemie- und Pharmaindustrie bei 71,4 Prozent. Auf jeden für die tatsächliche Arbeit gezahlten Euro kommen somit weitere 71 Cent für gesetzliche, tarifliche oder betriebliche Zusatzkosten.
Methodenhinweise zur Arbeitskostenberechnung
Grundlage der Arbeitskostenberechnung sind die alle vier Jahre durchgeführten Arbeitskostenerhebungen des Statistischen Bundesamtes. Die jetzt vorliegenden Daten zu den Arbeitskosten 2018 beruhen auf der Fortschreibung der amtlichen Ergebnisse aus dem Jahr 2016. Zur Fortschreibung werden entsprechende Hilfsstatistiken herangezogen, zum Beispiel laufende Verdiensterhebungen, Beitragssätze und Beitragsbemessungsgrenzen in der Sozialversicherung.
Mit den alle vier Jahre stattfindenden amtlichen Erhebungen ergeben sich jeweils auch Umstellungen und nachträgliche Korrekturen in den entsprechenden amtlichen Daten; mit früheren Berechnungen und Veröffentlichungen sind die aktuellen Ergebnisse dadurch immer nur eingeschränkt vergleichbar. Der BAVC arbeitet bei der Datenauswertung mit dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW Köln) zusammen.