Tarifrunde #Chemie2019: Kein Lohnplus in der Rezession
Die heiße Phase der Chemie-Tarifrunde 2019 beginnt: Arbeitgeber und IG BCE verhandeln für 1.900 Betriebe mit 580.000 Beschäftigten. Wir erwarten eine schwierige Tarifrunde, weil die Gewerkschaft ihre Forderungen bislang nicht an die deutlich schlechtere wirtschaftliche Lage angepasst hat.
„Die Industrie steckt mitten in der Rezession – aber die IG BCE fordert munter weiter, als sei nichts passiert. Die Gewerkschaft muss endlich den Schalter umlegen und ihre Ansprüche herunterschrauben“, fasst BAVC-Verhandlungsführer Georg Müller die Position der Arbeitgeber zusammen. 2019 erwartet die Branche Verluste bei Produktion und Umsatz von 5 bis 6 Prozent. Müller: „Wenn die Branche schrumpft, können die Löhne nicht steigen.“
Strukturwandel belastet zusätzlich
Neben den roten Zahlen für die Chemie-Konjunktur belastet der tiefgreifende Strukturwandel die Betriebe. „Digitalisierung, Klimaschutz, E-Mobilität und Kreislaufwirtschaft: Die Unternehmen benötigen erhebliche finanzielle Ressourcen für Investitionen, die Standorte und Arbeitsplätze zukunftsfähig machen. Diese wirtschaftlichen Realitäten und Erfordernisse müssen auch das Ergebnis der Chemie-Tarifrunde bestimmen“, unterstreicht Müller.
Roadmap Arbeit 4.0: Mehr Flexibilität statt mehr Freizeit
Weiteres Konfliktpotenzial steckt im Thema Arbeitszeit. 2018 hatten IG BCE und BAVC vereinbart, die Arbeitsbedingungen im Rahmen der „Roadmap Arbeit 4.0“ zu modernisieren. Die Vorstellungen liegen bislang allerdings weit auseinander. Müller: „Flexibler zu arbeiten bedeutet nicht, weniger zu arbeiten. Eine Verschärfung des Fachkräftemangels auch noch mit einem Zukunftsbetrag zu finanzieren, geht in die völlig falsche Richtung.“ Im Fokus steht zudem die Qualifizierung der Beschäftigten. Hier geht es darum, die Eigenverantwortung und den Eigenbeitrag der Beschäftigten zu stärken.
Zusätzlich zur Roadmap hat die IG BCE die Forderung nach einer arbeitgeberfinanzierten tariflichen Pflegeversicherung ins Spiel gebracht. „Eine zusätzliche tarifliche Absicherung der Beschäftigten für den Pflegefall mag sinnvoll sein, aber sie kostet Geld. In der aktuellen wirtschaftlichen Situation dürfen die Arbeitskosten nicht steigen“, stellt BAVC-Verhandlungsführer Müller klar.