Studie zur Digitalisierungsdebatte: Smarte Interessenvertretung
Manche fangen an zu gähnen, wenn sie über Begriffe wie Kooperation, Partizipation oder Sozialpartnerschaft stolpern – klingt nach Konsensgedudel und reden ohne zu handeln. Dabei hängt der Erfolg von Veränderungsprozessen wesentlich davon ab, ob ein „Wir“ den Wandel stemmt!
Chancendiskurs mit thematischer Schlagseite: Bildung
Genau deshalb ist die Studie „Der Digitalisierungsdiskurs in Deutschland – Akteure, Frames und Netzwerke“, die die Uni Tübingen im Auftrag der Stiftung Arbeit und Umwelt der IG BCE erstellt hat, so relevant: Per „Framing“-Analyse wird untersucht, wie 35 politische Akteure (von den Spitzenverbänden der Wirtschaft BDI und BDA über DGB, politische Parteien und Bundesministerien bis zu Branchen-Sozialpartnern wie BAVC und IG BCE) die digitale Transformation wahrnehmen und welche Lösungsvorschläge sie dafür parat haben.
Das Ergebnis: Der Digitalisierungsdiskurs in Deutschland wird überwiegend als Chancendebatte geführt. Und: Top-Gestaltungsthemen in den Augen der untersuchten Organisationen sind Bildung und Kompetenzen der Zukunft, Kooperation, aber auch Regulierung und Infrastruktur.
Erfolgsfaktor Sozialpartnerschaft
Laut Studie lassen sich zwei Akteursgruppen mit klar unterscheidbaren Aussageprofilen identifizieren: Wirtschafts- und Arbeitgeberverbände (im Verbund mit FDP und BMWi) auf der einen Seite, Gewerkschaften (plus SPD, Grüne und BMAS) auf der anderen Seite. Die Chemie-Branche tanzt hier etwas aus der Reihe: Während in der Debatte um Arbeiten 4.0 & Co. nämlich oft traditionelle Konfliktlinien verstärkt werden (laut Studie vor allem in der Metall- und Elektroindustrie), gibt es ein hohes Maß an Übereinstimmung zwischen den Chemie-Sozialpartnern – eine gute Voraussetzung für die gemeinsame Gestaltung des Wandels.
Und der BAVC? Ein Arbeitgeberverband, der auf hergebrachte und weiterhin hochaktuelle Themen wie Flexibilisierung setzt, sich jedoch insgesamt durch ein „relativ komplexes Framing“ auszeichnet: Im Unterschied zu anderen Verbänden betonen die Chemie-Arbeitgeber nämlich auch die Bedeutung von Kooperation, Sozialpartnerschaft, Beteiligung sowie Aus- und Weiterbildung. Argumentationsstark und dialogorientiert – wenn das mal keine smarte Interessenvertretung ist!
Framing: Der Framing-Ansatz geht davon aus, dass Sprache politische Realität erzeugt. Im Mittelpunkt steht die Analyse von Frames („Rahmen“), also von Deutungsrastern, in die bestimmte Themen eingebettet werden. Quellen sind Positionspapiere, Pressemitteilungen und Fachbeiträge. Die Studie finden Sie hier: www.arbeit-umwelt.de