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2012 feiern die europäischen Chemie-Arbeitgeber ihr 10-jähriges Bestehen. Wir haben den alten und den neuen ECEG-Präsidenten gefragt, welche Themen in Brüssel wichtig waren, sind und werden. Das Interview führte Andreas Ogrinz, Leiter BAVC-Europabüro Brüssel.

2012 feiern die europäischen Chemie-Arbeitgeber ihr 10-jähriges Bestehen. Wir haben den alten und den neuen ECEG-Präsidenten gefragt, welche Themen in Brüssel wichtig waren, sind und werden. Das Interview führte Andreas Ogrinz, Leiter BAVC-Europabüro Brüssel.
 
BAVC: Jean Pelin, was war Ihr erster Eindruck von ECEG und der Beziehung zu den Gewerkschaften auf europäischer Ebene, als Sie die Präsidentschaft 2006 übernahmen?
 
Pelin: Als ich zum ECEG-Präsidenten gewählt wurde, wusste ich, was mich erwarten würde, da UIC (Union des Industries Chimiques; französischer Chemie-Verband) und ich selbst viele Jahre beim Aufbau eines europäischen Chemie-Arbeitgeber-Netzwerks beteiligt waren. Die Arbeitgeber der chemischen Industrie Frank­reichs haben die europäische Ebene immer als zentral angesehen. ECEG war — und ist — eine kleine, aber sehr effiziente Organisation, die nicht nur die Chemie-Arbeitgeber aus allen Teilen Europas zusammenbringt, sondern auch effektive Interessenvertretung gegenüber den europäischen Institutionen und Gewerkschaften betreibt. Was Letztere betrifft, kann ich mit Stolz sagen, dass kaum ein Branchendialog auf europäischer Ebene so konstruktiv und pragmatisch funktioniert wie in der Chemie. ECEG und sein Gegenüber EMCEF (European Mine, Chemical and Energy Workers‘ Federation; europäische Chemie-Gewerkschaftsföderation) betrachten sich als Sozialpartner im Wortsinne: Wir ziehen Kooperation gegenüber Konfrontation vor.
 
BAVC: Was waren aus Ihrer Sicht die größten Erfolge, die ECEG und der Soziale Dialog der chemischen Industrie in den letzten Jahren erzielt haben?
 
Pelin: Zunächst einmal sind die Chemie-Sozialpartner auf EU-Ebene starke und effiziente Verteidiger der Wettbewerbsfähigkeit; Wettbewerbsfähigkeit ist eine der zentralen Ideen, denen wir verpflichtet sind. Unternehmen und Beschäftigte gleichermaßen sind sich der Tatsache bewusst, dass es ohne eine wettbewerbsfähige Chemie-Industrie keine Jobs in dieser Branche gibt!
Daher haben sich ECEG und EMCEF auf eine Reihe von gemeinsamen Erklärungen zu zentralen Regulierungen wie REACH oder Emissionshandel verständigt. In letzter Zeit haben wir unsere Aufmerksamkeit verstärkt auf Fragen der Aus- und Weiterbildung sowie des lebenslangen Lernens gerichtet: Es ist im gemeinsamen Interesse von Arbeitgebern und Beschäftigten, in einer wissensbasierten Branche wie der unseren über gut ausgebildete Belegschaften zu verfügen. Ein erster — sehr wichtiger — Schritt war hier die Unterzeichnung des ersten Rahmenabkommens im April 2011, das Schlüsselkompetenzen für typische Berufe in unserer Industrie definiert.
 
BAVC: Steve Elliott, warum haben Sie für das Amt des Präsidenten von ECEG kandidiert?
 
Steve Elliott: Es ist eine große Herausforderung und eine große Ehre, eine so dynamische und zukunfts­orientierte Branche wie die Chemie auf europäischer Ebene zu repräsentieren. Wirtschaft und Gesellschaft ändern sich fortwährend; Lösungen in der Form von Produkten, Prozessen und Kompetenzen von heute sind morgen schon wieder veraltet. Wir müssen uns ständig anpassen! Wir in der chemischen Industrie vertreten statt eines reaktiven einen proaktiven Ansatz: Wir wollen kein „Opfer“ der Globalisierung sein, sondern diesen Prozess mitgestalten. Die Sozialpartner ECEG und EMCEF nehmen auf dem Gebiet der Sozial­politik ihre Rolle als Problemlöser wahr. Ich denke auch, dass der Mythos um die Beziehungen zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften in Großbritannien einer Korrektur bedarf. Diese Beziehungen waren in der chemischen Industrie stets einzigartig; ihr Fundament war dabei nicht nur das Thema Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz, sondern auch gemeinsame Interessen in der Energie-, Wettbewerbs-, Umwelt- und natürlich Beschäftigungspolitik. Auf dieser gemeinsamen Geschichte will ich aufbauen.
 
BAVC: Welche Instrumente haben die Sozialpartner auf europäischer Ebene? Wie kann Sozialer Dialog mehr sein als nette Worte?
 
Elliott: Ich möchte Ihnen gerne zwei Beispiele geben: Zurzeit arbeiten wir im Rahmen eines EU-Projekts am Thema Aktives Altern und Age Management. Wir wollen herausfinden, was auf Unternehmensebene getan wird bzw. getan werden kann, um die Probleme im Zusammenhang mit dem demografischen Wandel in den Griff zu bekommen. Zum Zweiten arbeiten ECEG und EMCEF am Thema betriebliche Altersversorgung, da die Euro­päische Kommission vorhat, hier deutlich strengere ­Eigenkapitalregeln festzulegen. Wenn diese Pläne umgesetzt werden sollten, werden Betriebsrenten in Europa viel teurer und bürokratischer, und viele Unternehmen werden diese Systeme in der Zukunft einstellen.
 
BAVC: Und eine Sozialpartner-Position kann hier etwas bewirken?
 
Elliott: Natürlich! Eine gemeinsame Position der Sozialpartner zeigt, dass es hier nicht um Unternehmensinteressen oder Arbeitnehmerinteressen geht. Auf manchen Gebieten sind Interessen in einer Branche wirklich gemeinsame Interessen — und es liegt in der Logik des Sozialen Dialogs wie der Sozialpartnerschaft ganz allgemein, diese Gebiete zu identifizieren.
 
BAVC: An welchen weiteren Themen werden Sie in der nahen Zukunft arbeiten?
 
Elliott: Wir werden uns weiterhin mit Kompetenzen beschäftigen und im Rahmen eines von der EU geförderten Projekts die Möglichkeit der Einrichtung eines „Sector Skills Council“ auf europäischer Ebene prüfen; der Schlüsselbegriff ist „Antizipation von Kompetenzen“. Wir werden auch die Themen Alterssicherung und Folgen des demografischen Wandels für unseren Sektor weiter verfolgen. Und schließlich werden ECEG und EMCEF versuchen, gemeinsame Positionen zu Energieeffizienz und Nanomaterialien zu entwickeln.
 
BAVC: Zwei letzte Fragen an Sie beide: Wie sind die französisch-britischen Beziehungen innerhalb von ECEG? Und welche Rolle sehen Sie für die euro­päischen Chemie-Sozialpartner in der Zukunft?
 
Pelin: ECEG ist es immer gelungen, die bestehenden Unterschiede zu überbrücken und eine konstruktive Arbeitsatmosphäre zu entwickeln. Ich muss aber auch hervorheben, dass nicht nur Franzosen und Briten, sondern besonders Deutsche, aber auch Italiener und Belgier eine führende Rolle dabei gespielt haben, ECEG und den sektoralen Sozialen Dialog am Laufen zu halten. Ebenso muss betont werden, dass auch mehrere neue Mitgliedstaaten intensiv an dem Prozess beteiligt sind. Was die Zukunft angeht, bin ich überzeugt, dass die soziale Dimension Europas gestärkt werden muss. Wenn Europa breite Akzeptanz (zurück-)gewinnen will, muss es mehr sein als ein Binnenmarkt. Idee und Praxis der Sozialpartnerschaft, beispielhaft vorgelebt von ECEG und EMCEF, sollten ein Eckpfeiler des Europäischen Sozialmodells sein.
 
Elliott: Ich stimme voll zu, Jean. Die Sozialpartner können zeigen, was „Subsidiarität“ im Grunde bedeutet: Respektiere die Traditionen und Praktiken auf Unternehmensebene und in den Nationalstaaten. Beginne mit der Suche nach einer gemeinsamen europäischen Lösung erst, wenn dies sinnvoll ist. Wenn sich Europa an das so definierte Subsidiaritätsprinzip hält, kommt die Legitimität der Europäischen Union ganz von selbst. Zu Ihrer ersten Frage: Unterschiede sind das Salz in der Suppe jedes europäischen oder internationalen Netzwerks. Es ist eine dauerhafte Aufgabe innerhalb unserer Organisation, nicht nur eine entente cordiale zwischen Briten und Franzosen aufrechtzuerhalten, sondern auch mit allen anderen Nationalitäten. Wir sind darin bisher erfolgreich gewesen — und der europäische Mehrwert ist gewaltig: Wir sind viel stärker, wenn es gelingt, Bündnisse zu schließen, statt alleine zu marschieren.
 
 
ECEG (European Chemical Employers Group) ist der europäische Verband der Chemie-Arbeitgeber. ECEG vertritt die Interessen seiner 24 natio­nalen Mitglieder und unterhält als offiziell von der EU-Kommission anerkannter Sozialpartner einen sektoralen Sozialen Dialog mit dem Chemie-Gewerkschaftsdachverband EMCEF (European Mine, Chemical and Energy Workers‘ Federation). 2012 feiert die Organisation ihren 10. Geburtstag.
 
Jean Pelin, 59, ist Hauptgeschäfts­führer des französischen Chemie-Verban­des Union des Industries Chimiques (UIC). Von 2006 bis 2011 war Pelin ECEG-Präsident. Er hat den sektoralen Sozialen Dialog auf EU-Ebene über Jahre ausgebaut und maßgeblich geprägt.
 
Steve Elliott, 48, ist Hauptgeschäftsführer des britischen Chemie-Verbandes Chemical Industries Associations (CIA). Ende 2011 wurde er zum ECEG-Präsidenten gewählt. Sein Ziel: Die Rolle der Sozialpartner als Problemlöser auf euro­päischer Ebene weiter stärken.
 

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