Lehren aus der Pandemie: Mit Europa aus der Krise
Wochen und Monate der Corona-Krise haben wie unter einem Brennglas offengelegt, wie wichtig eine gemeinsame europäische Politik ist. Handelt in Europa jeder Staat für sich, ist der Schaden für Wirtschaft und Gesellschaft unvermeidbar. Versucht die EU aber, sich auf ihre Stärken und eine gemeinsame Krisenbewältigung zu konzentrieren, sehen wir, was in Europa möglich ist: Nicht nur können sich Staaten und Bürger untereinander helfen, auch bei der Suche nach einem Impfstoff kommen wir schneller voran, wenn wir unsere Kräfte in Europa bündeln. Kurzum: Wir brauchen Europa, um aus der Krise zu kommen – und wir brauchen ein Europa, das so schnell wie möglich aus der Krise kommt.
Geld allein wird nicht reichen
Dabei werden dreistellige Milliardensummen sicher eine zentrale Rolle spielen, gerade bei der Modernisierung der europäischen Volkswirtschaften und der Unterstützung der Staaten, die besonders unter der Corona-Krise leiden. Aber erstens sollten diese Mittel an klare Bedingungen geknüpft sein, damit sie nicht für Wahlgeschenke oder andere wenig nachhaltige Zwecke verwendet werden. Und zweitens: Geld allein wird nicht reichen, um Europa fit zu machen. Die EU braucht eine klare Strategie und den Mut zu Reformen, um die großen Herausforderungen auch abseits von Corona erfolgreich anzupacken.
Klare Strategie und Mut zu Reformen
Besonders dringend ist eine neue Basis für das Verhältnis zwischen Brüssel und London. Öffentlich sehen wir derzeit eher einen Wettlauf in die Sackgasse als einen Weg nach vorn. Großbritannien ist zwar kein Mitglied der EU mehr, aber es muss ein wichtiger Partner für die EU27 bleiben. Außerdem hat die EU-Kommission sich auf die Fahne geschrieben, Europa bis 2050 klima- neutral aufzustellen. Dieser Ansatz darf jedoch nicht dazu führen, die Industrie in Europa durch eine Flut von Regulierungen im Wettbewerb mit anderen Regionen zurückzuwerfen. Darüber hinaus brauchen wir in Europa einen Masterplan, um die Chancen der Digitalisierung besser zu nutzen. Dazu gehört auch, die neue Flexibilität durch digitale Möglichkeiten nicht durch zusätzliche Bürokratie zu behindern. Unter dem Strich wird nur eine starke und wettbewerbsfähige Europäische Union ein Gegengewicht zu den Supermächten USA und China bilden können.